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These are artists representing the core of our repertoire.

Scherchen

Hermann Scherchen (1891-1966)

Hermann Scherchen (1891-1966)
Hermann Scherchen kann man ohne zu übertreiben als eine ebenso vielseitig-geniale wie umstrittene Musikerpersönlichkeit bezeichnen. Er war nicht nur ein international anerkannter Dirigent, sondern auch Musikpädagoge, Musikautor, Verleger und Musikforscher sowie (in seinen frühen Jahren) Komponist. Bekannt bei Musikern sind sein Lehrbuch des Dirigierens und die damit zusammenhängenden Dirigierkurse. Er schrieb aber auch für musikinteressierte Laien (Vom Wesen der Musik, Musik für Jedermann). Seine kreative Vielseitigkeit bekennt er zudem auch in mehreren tausend (bisher leider nur zum geringsten Teil veröffentlichten) Briefen. Eine sehr umfangreiche kommentierte Edition der Scherchen-Briefe bereitet derzeit der Musikwissenschaftler Joachim Lucchesi vor, sie wird im Verlag Schott Music erscheinen (siehe denAufruf des Herausgebers). Aus meinem Leben lautet der Titel eines autobiographischen Textes, der posthum erstmals 1984 erschien; biographische Details enthält auch der eingehende Artikel bei Wikipedia.

„Alles hörbar machen!“ war sein Credo als Interpret. Nur wenige Dirigenten haben so akribisch die feinsten Details einer Partitur zum Klingen gebracht. Scherchens Orchesterproben waren bei vielen Musikern gefürchtet, war der Maestro doch ebenso impulsiv wie akribisch. Seine Tempi, vor allem bei Haydn- oder Beethoven-Sinfonien waren extrem: Äußerst langsame Einleitungen führen zu überraschend (für viele: erschreckend) schnellen Tempi im Hauptteil. Höchst ungewöhnlich sind bei ihm neben den Tempi auch Phrasierung und Klangbild in der Barockmusik, selbst in scheinbar sattsam bekannten Werken wie Vivaldis Vier Jahreszeiten. Beim ersten Hören wirken manche Passagen als geradezu als provokante "Extravaganzen".

Vor allem war Hermann Scherchen ein Pionier der Neuen Musik und unter den bekannten Dirigenten wohl derjenige mit den meisten Uraufführungen moderner Werke. Schon 1912 leitete er alternierend mit Schönberg die Uraufführungstournee mit Pierrot lunaire. 1936 übernahm er kurzfristig von Anton Webern die posthume Uraufführung von Bergs Violinkonzert. Neue Musik dirigierte Scherchen oft und gern mit Rundfunk-Sinfonieorchestern. Schon früh in den 1920er und 1930er Jahren interessierte und engagierte er sich für die medialen Möglichkeiten der Musikverbreitung durch den Rundfunk bis hin zu eigenen radiophonen Produktionen wie beispielsweise Weills Lindberghflug. Die Verbundenheit mit dem Rundfunk zeigt sich auch darin, dass er in seinem Schweizer Exil lange Jahre mit dem Studioorchester Beromünster zusammenarbeitete und dort neben vielen Aufnahmen auch mikrofontechnische Experimente durchführte.

1954 gründete Scherchen an seinem Schweizer Wohnort Gravesano ein Tonstudio, wo in regelmäßigen Workshops aktuelle Fragen der Elektroakustik und Elektronik diskutiert und experimentell zu lösen versucht wurden. Dazu zählt neben einem sich drehenden Kugellautsprecher auch ein Stereophoner genanntes Gerät zur Umwandlung von Monoaufnahmen in stereophone Wiedergabe, das aber leider nicht zur Produktionsreife gebracht werden konnte.

Sein technisches Interesse und Verständnis machten Hermann Scherchen zu einem idealen Schallplattendirigenten, dies umso mehr, als er bei Musikern als ausgesprochener „Probendirigent“ galt, der akribisch an den kleinsten Details arbeitete (was oft dazu führte, dass nur Teile intensiv geprobt waren und das gesamte Konzert nicht die angestrebte Qualität haben konnte). Von seinen Qualitäten als Visionär und zugleich detailversessener Arbeiter profitierte das amerikanische Label Westminster, das in den frühen fünfziger Jahren führende europäische Orchester unter Vertrag nahm. Auf diese Weise bekam Hermann Scherchen die Möglichkeit, mit dem Wiener Staatsopernorchester (von der Besetzung her mit den Wiener Philharmonikern identisch) zwischen 1950 und 1965 zahlreiche Werke mit einem breiten Repertoire von frühem Barock bis zu Musik der Zweiten Wiener Schule einzuspielen. Bald danach wurde Westminster von ABC-Paramount und darauffolgend von MCA gekauft, was zur Folge hatte, dass unter anderem auch Scherchens Platten vom Markt genommen wurden- man konzentrierte sich auf Jazz und Pop. Nur selten fanden sich später Re-Editionen, mittlerweile sind aber auch sie nicht mehr erhältlich. Neuerdings sind einige Westminster-Aufnahmen bei DG/Universal und bei Tahra auf CD wiederveröffentlicht worden.

Mit der Serie "LP pure" bemühen wir uns bei archiphon darum, die Lücken in Scherchens Plattenrepertoire weiter zu schließen. Wir wollen bislang nicht wiederveröffentlichte Mono- sowie frühe Stereoaufnahmen der späten 1950er und frühen 1960er Jahre in audiophilen LP-Transfers zum Download bereitstellen und sie in unbearbeiteter Form als technische und schallplattengeschichtliche Dokumente präsentieren. Die Tonqualität dieser Westminster-Aufnahmen ist der von Decca, EMI oder DG durchaus ebenbürtig, nicht zuletzt dank des erfahrenen Tonmeisters Dr. Kurt List.

Eine Diskographie erschien bei Tahra 1999, ist aber leider seit längerem vergriffen. Im Internet finden sich Diskographien auf http://www.fonoteca.ch/green/discographies/Scherchen.pdf (Autor: Lawrence Friedman) und http://www.discogs.com/artist/Hermann+Scherchen sowie weitere Hinweise auf http://w.ifastnet.com/hsd/.

Werner Unger


Schuricht

Carl Schuricht (1880-1967)

Einer Sache dienen ist besser als sich ihrer zu bedienen“ – das war der Leitspruch des Dirigenten Carl Schuricht, der zusammen mit Kollegen wie Wilhelm Furtwängler, Erich Kleiber, Otto Klemperer oder Bruno Walter zu den bedeutendsten deutschen Dirigenten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt. Neben diesen Größen ist er dem breiten Publikum weniger bekannt, vor allem wohl deshalb, weil er kein eigenes Orchester besaß, mit dem er bei einer der großen Plattenfirmen hätte Schallplatten einspielen können. Daher sind seine zahlreichen Rundfunk-Einspielungen von besonderem Interesse. Einen Großteil davon, vor allem Aufnahmen mit dem RSO Stuttgart, hat archiphon als erstes Label im Rahmen einer Schuricht-Edition zwischen 1989 und 1997 veröffentlicht. Hinzugekommen sind einige der frühen Aufnahmen aus der Zeit vor und kurz nach dem 2. Weltkrieg. In Zukunft wollen wir weitere bislang unpublizierte Aufnahmen zum Download anbieten.

Schuricht war kein Dirigent der Extreme. Er wird eher als Dirigent der Sachlichkeit angesehen, der mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail die Musik sprechen ließ. Den Interpretationen eine individuell unverkennbare persönliche Note zu geben, verbot seine Bescheidenheit und sein Respekt vor dem Werk. Er vermied schwelgerische Gefühlsseligkeit ebenso wie auf der anderen Seite strukturelle Härte und Schärfe. Vor Rubati schreckte er zwar nicht zurück, setzte sie aber mit großer Sorgfalt und Zurückhaltung ein. Auch seine Tempi bewegten sich immer in einem natürlich fließenden Rahmen. Durch seine unaufgeregte Art erwarb er sich größte Sympathien, beim Publikum ebenso wie bei den Musikern. Die Wiener Philharmoniker verliehen ihm  die Nicolai-Medaille und trugen ihm  zum 80. Geburtstag (3. Juli 1960) die Eherenmitgliedschaft an.

Schwerpunkte seines Repertoires waren Werke der Klassik und der Spätromantik. Besonders geschätzt sind seine Mozart-, Beethoven- und Bruckner-Interpretationen. Wenig bekannt ist, dass Schuricht sich schon früh für die Werke Gustav Mahlers eingesetzt und in Wiesbaden (bereits drei Jahre nach der Uraufführung!) 1913 die 8. Sinfonie und später die 2. (1915) und die Dritte (1919) dirigiert hatte. Er ließ es sich ncht nehmen, jeweils in einer Einführungsveranstaltung die Werke dem Publikum zu erklären. Von daher ist die Aufnahme der 3. Sinfonie (RSO Stuttgart, 7. April 1960) bei archiphon von historisch  besonderer Bedeutung.

Neben einigen kleineren Publikationen wie zum Beispiel dem Fotoband von Gavoty erschien eine umfangreiche Biographie in französischer Sprache (Michel Chauvy: Carl Schuricht. Le rêve accompli, Revue musicale de Suisse Romande, 2004).

In deutscher Sprache sind Leben und Werk Carl Schurichts ebenso wie seine künstlerische Bedeutung bei Wikipedia in einem sehr umfangreichen und detailgenauen Beitrag gewürdigt worden.

Im Internet ist eine englischsprachige Diskographie veröffentlicht (Autor: Tohru Kobayashi).

Kolisch

Rudolf Kolisch (1896-1978)

Bedeutung für archiphon


Rudolf Kolisch studierte Violine bei Otakar Ševčík und Komposition bei Franz Schreker und Arnold Schönberg. Er wurde 1924 der Schwager von Schönberg. Während des Zweiten Weltkriegs lebte Kolisch in Amerika.
Seine Bedeutung lag in der Interpretation der neuen Musik des 20. Jahrhunderts durch das von ihm gegründete Kolisch-Quartett (vormals Wiener Streichquartett). Kolisch favorisierte bei den Interpretationen des Quartetts die Temperierte Stimmung.
Lehrtätigkeit
• 1939 New School of Social Research in New York
• 1944 - 1967 University of Wisconsin in Madison
• 1967 - 1978 New England Conservatory of Music in Boston
• 1956 - 1958 Darmstädter Ferienkurse für neue Musik
• 1974 - 1977 Interpretationskurse im Mödlinger Schönberg-Haus
Schriften
• Religion der Streicher (Musikkonzepte)
• Tempo und Charakter in Beethovens Musik

Lipatti

Dinu Lipatti (1917-1950)

Bedeutung für archiphon


Lipatti wurde in eine wohlhabende Bukarester Musikerfamilie geboren. Sein Taufpate war der rumänische Komponist, Geiger und Pianist George Enescu. Mit 16 Jahren nahm Lipatti am Internationalen Klavierwettbewerb in Wien teil. Als ihm die Jury nur den Zweiten Preis zugestand, verließ der Pianist Alfred Cortot unter Protest das Jurorengremium. Cortot wurde wenig später in Paris Lipattis Lehrer. Neben dem Unterricht bei Cortot  studierte er an der École Normale de Musique auch Komposition, unter anderem bei bei Nadia Boulanger, die er später als seine "mère spirituelle" bezeichnete, mit der er  den Brahms-Walzer op. 39 für vier Hände einspielte und zusammen mit i.

Eine lebenslange musikalische Freundschaft verband Lipatti mit seiner Kommilitonin  Clara Haskil, die ebenfalls aus Rumänien stammte.
Nach einer Tournee durch Skandinavien ließ er sich 1943 in der Schweiz nieder. 1944 erhielt Lipatti eine Professur am Genfer Konservatorium. Er war verheiratet mit der rumänischen Pianisten Madeleine Cantacuzene.

Lipatti starb mit 33 Jahren an einem Hodgkin-Lymphom. Es war 1947 bei ihm diagnostiziert worden und konnte damals noch nicht therapiert werden. Bei seinem letzten Auftritt im September 1950 in Besançon musste er die Darbietung der Chopin-Walzer durch seine Krankheit geschwächt abbrechen; mit Myra Hess' Klavierbearbeitung des Bach-Chorals Jesu bleibet meine Freude verabschiedete er sich von seinem Publikum.

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof in Chêne-Bourg bei Genf.

Seine ersten Schallplattenaufnahmen stammen aus dem Jahr 1937, gemeinsam mit Nadia Boulanger spielte er beispielsweise den Brahms-Walzer op. 39 für vier Hände ein.

Über den Pianisten Edwin Fischer kam der Kontakt mit Walter Legge zustande, der Lipatti für Klassikaufnahmen unter Vertrag nahm. Die ersten Einspielungen für EMI fanden 1947 in London statt. In der Royal Albert Hall spielte Lipatti das Klavierkonzert von Robert Schumann unter Herbert von Karajan, der Lipattis „göttliches“ Klavierspiel bewunderte.

Seine wenigen Schallplattenaufnahmen wurden immer wieder neu veröffentlicht (»Unvergänglich, unvergessen«, EMI). Dazu gehören seine Einspielungen von Chopins Barcarolle und h-Moll-Sonate und von Mozarts a-Moll-Sonate, wie auch des schon erwähnten Klavierkonzertes von Robert Schumann. Diese Einspielungen wurden u.a. in die Sammlung Klavier-Kaiser (siehe Joachim Kaiser) [2] aufgenommen.

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Er war verheiratet mit der Pianistin Madeleine Cantacuzene.


Einzelnachweise

↑ Audio: Lipatti spielt Jesu bleibet meine Freude (1947)
↑ Joachim Kaiser: 14 große Pianisten auf 20 CDs - ausgewählt und kommentiert von Joachim Kaiser, Pianist Nr. 11, Süddeutsche Zeitung („Zeitungsshop“)

Literatur

Hommage à Dinu Lipatti. Labor & Fides, Genf 1952. (Enthält größtenteils Hommages von bekannten Musikern in Französisch, Deutsch und Englisch)
Dragos Tanasescu, Grigore Bargauanu: Lipatti. Kahn & Averill, London 1988, ISBN 0-912483-18-0.
Monika Jäger: Das kompositorische Werk von Dinu Lipatti als Teil der europäischen Moderne. Universität Osnabrück, Osnabrück 2010, epOs-Music, ISBN 978-3-940255-12-9.

Weblinks

International Lipatti-Haskil Foundation
Diskographie Dinu Lipatti

Other artists

There are of course more artists in our repertoire, some of  them neglected or nearly forgotten interpreters of classical music like e.g. Otto Ackermann,Leo BlechEduard SteuermannEugen Szenkár (auf Vorschlag von Alma Mahler Ehrenmitglied Mahler-Gesellschaft), Gerhard Taschner.

Famous names like Enrico Caruso, Wilhelm Furtwaengler, Hans Knappertsbusch, Clemens Krauss, Rudolf Serkin are presented with special programs or with rare recordings, most of them previously unpublished on CD.

Cabaret

Gerhard Zeyen, an expert in German Cabaret music created a series of historical recordings. This series, called KleinaberKunst was  published in cooperation with archiphon by the the German label Bear Family Records (http://www.bear-family.de).

KLEINaberKUNST works in conjunction with archives, musicologists and collectors to research and present thematic complexes in historical context and to reintroduce important but overlooked authors, performers and composers.

The series KLEINaberKUNST actually contains the follwoing releases:

BCD 16039 Theobald Tigers Trichter - Aus Kurt Tucholsky´s Plattenschrank

KK-002 The Revellers 1926-31

KK-003/4 Mischa Spoliansky - Zwischen Morphium und Widerstand

KK-005 Die Vier Nachrichter 1932-35

KK-006 Fritzi Massary: O la la ... - Early Recordings 1905-1920

BCD 16052 Friedrich Hollaender - Zwischen dem Woher und dem Wohin

BCD 16037 Greta Keller - Mein Herz hab ich gefragt, da hat es leise ja gesagt


Moreover, in our own archive we have transfered on CD some recordings of the Vienna Midnight Cabaret with songs by Gerhard Bronner, Georg Kreisler and Peter Wehle. Due to copyright reasons only private copies on CD are available.


 
 
 

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